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Um sich Menschen in der letzten Lebenszeit liebevoll und vorurteilsfrei zuzuwenden, war es wichtig, sich mit meinen eigenen Verlusten und meiner eigenen Sterblichkeit auseinanderzusetzen. Diese Themen waren das Ziel von unserem Vorbereitungskurs für ehrenamtliche Mitarbeit im Ambulanten Hospizdienst.

Unser Leitgedanke heißt: „Leben bis zuletzt“. Der Kurs hat uns die tiefgreifende Einsicht vermittelt, dass eine offene Vorbereitung auf den Tod und das Sterben Teil des Lebens ist. Die Kursinhalte waren vielfältig: Sie umfassten unter anderem die Auseinandersetzung mit eigenen Verlusten und der eigenen Sterblichkeit, die Reflexion meines Menschenbildes und eigenen Anteilen einer Helferpersönlichkeit, das Wahrnehmen rollenspezifischer und individueller Grenzen sowie das Entdecken und Nutzen persönlicher Kraftquellen. Ganz wichtig waren auch die Grundlagen der Gesprächsführung und die Symbolsprache der Sterbenden. Sehr einprägend waren die zahlreichen Übungen, die dazu dienen, eine gewisse Wahrnehmung dafür zu bekommen, was es bedeutet, wenn die Autonomie eines Menschen immer eingeschränkter wird und welches Gewicht es hat, sich an den Grundbedürfnissen von der/dem Ansprechpartnerin/Ansprechpartner mit ihrer/seiner eingeschränkten Kraft und Konzentration zu orientieren. Weitere Module vermittelten uns Kenntnisse über körperliche Vorgänge im Sterben und häufig auftretende, mögliche Reaktionen im Sterbeprozess bei der betroffenen Person und ihren Zu- und Angehörigen. Ärztliche und pflegerische Aspekte der Palliativbetreuung – inklusive der Therapie von Schmerzen und anderen Symptomen – waren ebenfalls Bestandteil unserer Weiterbildung.

Der Kurs umfasst 100 Unterrichtseinheiten und ist in theoretische Einheiten und einen Praktikumsteil gegliedert. Er hat mir eine gute Grundlage gegeben, um mit den Koordinatorinnen und anderen Beteiligten zusammenzuarbeiten und selbständig Begleitungen zu übernehmen.

Allerdings habe ich schnell gemerkt, gespürt, dass ich mehr lesen und hören muss, auch zum Teil vom erneuten Lesen und Hören profitiere. Diese Themen sind komplex, daher war ich sehr froh, zu erfahren, dass es neben der Grundausbildung auch monatlich ein MitarbeiterInnentreffen gibt: ein Angebot von zwei Stunden zu einem bestimmten Thema. Ich schätze diese Abende sehr, da sie sehr gut vorbereitet sind und mir jedes Mal die Möglichkeit geben, meinen Horizont zu erweitern. Sehr vielfältig und spannend können die Themen sein. Hier einige wenige Beispiele: Herausforderungen des assistierten Suizides in Hospizen mit dem Geschäftsführer von unserem Hospiz, ressourcenorientierte Biographiearbeit mit einer Psychologin, Humor am Ende des Lebens mit dem Gründer von ROTE NASEN Deutschland e.V., alternative Bestattungen mit zwei lebenslustigen Bestatterinnen aus Berlin, Psychoonkologie mit der Psychoonkologin vom Krankenhaus …

Es ist eine ganz andere Welt als meine Arbeitswelt, aber ich möchte sie nicht mehr missen. Ich habe nicht mit Gewinn- und Verlustrechnung zu tun, nicht mit Erreichung von Projekten in Quality, Budget and Time. Sondern mit dem Menschen, seiner Komplexität und seiner individuellen Einzigartigkeit. Es ist eine wunderbare Ergänzung in meinem Leben.

Vielen Dank, dass Sie mir auf meine Reise durch diese kleinen Berichten gefolgt sind. Ich wünsche Ihnen alles Gute.

Ihre Magali Kaske

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Zur Person

Ich bin Magali Kaske und ehrenamtlich im Diakonie Hospiz Wannsee tätig. Hauptamtlich arbeite ich bei der Deutschen Telekom Healthcare Solutions und wollte auch dort Hospizarbeit bekannter machen. Über  vier Wochen habe ich jede Woche einen Artikel in meinem Blog gepostet und viele wertschätzende und interessierte Rückmeldungen erhalten. An dieser Stelle möchte ich meine kleinen Artikel auch gerne mit Ihnen teilen und erzählen, was mein Ehrenamt für mich bedeutet.