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„Dem Göttlichen Raum geben.“ im Leben, Abschiednehmen und in der Trauer
Existenzielle Kommunikation mit sterbenden Menschen und ihren An- und Zugehörigen
Menschen in existentiellen Situationen wie z.B. in einer schweren und zum Tode führenden Krankheit sehnen sich nach Halt, Geborgenheit, suchen u.U. nach Antworten auf das „warum ich?“, „was wird nach dem Tode sein und wird es mir besser gehen? Gibt es ein Leben danach?“ Auch die An- und Zugehörigen wünschen sich in der psychischen und physischen Begleitung Antworten und Kraft zum Durchhalten. Diese Themen begegnen mir als Koordinatorin im ambulanten Hospizdienst häufig in meinen Hausbesuchen und schnell sind wir in einer existentiellen Kommunikation.

Gibt es „das Göttliche“ und was ist das, was sich so abstrakt anhört? Wenn ich jung, gesund und wohl versorgt bin, stellt sich die Frage, zumindest vordergründig, eher selten. Und doch ist es eine Frage für alle: was hält und trägt mich? Was gibt mir wirklich Sinn im Leben - wo komme ich her/ wo gehe ich hin? Meine Gegenüber fragen mich nach meiner Antwort und danach, was mir Kraft für die Begleitung sterbender und trauernder Menschen gibt.
Persönlich spreche ich nicht vom „Göttlichen“, weil es für mich fern und unpersönlich klingt. Als Christin vertraue ich der Bibel, in der wir wir einen persönlichen Gott, einen Vater, der mich ansieht und annimmt, erleben; der sagt „Fürchte dich nicht, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein.“ (Jesaja 43,1). Er stellt seinen Sohn Jesus Christus und den Heiligen Geist als Kraftquelle, Ratgeber und Tröster vor. Mit diesen Dreien darf ich reden, ihnen meine Anliegen und Nöte, meine Freude und meinen Dank sagen.
Ich bin überzeugt und erlebe es immer wieder, dass dieser persönliche Gott mich führt: in sehr herausfordernden Gesprächen kommt plötzlich ein Gedanke oder sind Worte da, um das Schwere zu sagen, um das Gegenüber wahrzunehmen, Geduld zu haben oder plötzlich ist ein Gedanke da, dies oder das zu tun, zu besuchen, anzurufen… Dem gehe ich nach und dann heißt es „das Sie gerade jetzt anrufen oder kommen – ich bin gerade in Not“. Ich erlebe Gott und vertraue meinem Konfirmationsvers: „Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft noch seine Güte von mir wendet.“ (Ps. 66,20)
Gott geht mit, er tröstet im Leben, im Abschiednehmen und in der Trauer – und dennoch sind Fragen, Sorgen, Ängste, ist Weinen, Hilflosigkeit und vielleicht auch Wut da. Das darf sein. Als Christin darf ich ermutigen, alles Nichtverstandene, alle Fragen, alles Stammeln dem Gott zu bringen, der sich nahbar macht – ER wird durchtragen und seine Macht zeigen, wenn ich nicht weiter weiß. Dabei ist es mir wichtig, die geäußerten Fragen und Nöte ernst zu nehmen und sie nicht mit „frommen Worten vom Tisch zu wischen“, denn ich habe nicht auf alles eine Antwort, verstehe so manches nicht – das ist okay für Gott.
Da ist der Todeskampf mit starker Unruhe, da ist der junge sterbende Familienvater mit einem einjährigen Sohn oder die weinende Witwe in der Trauergruppe, die nicht weiß, wie sie und ihr Sohn finanziell über die Runden kommen – Gott, komm und erbarme dich, mir fehlen die Worte. Ich habe keine Antwort, aber ich kann zuhören, vielleicht an der einen oder anderen Stelle Hilfeangebote vermitteln UND nicht bei mir stehen bleiben, sondern es an Gott abgeben. Ein Vorrecht für uns als Christen.
Schwester Rita Burmeister
Leiterin ambulanter Hospiz- und Palliativberatungsdienst/ Koordinatorin im Diakonie Hospiz Wannsee
(Zuerst veröffentlicht in: PaulusBlätter, Ev. Paulus Kirchengemeinde Berlin-Zehlendorf, Ausgabe Oktober/November 2025, S.9)
Gott nennt sich „Ich bin da für euch“.
Ich bin da für dich in dem fehlenden Plan. Ich bin da für dich in dem Wunsch nach überwundenem Kampf. Ich bin da für dich in der Suche nach Hei-lung. Ich bin da für dich in der Leer-stelle einer aufgeworfenen Frage. Ich bin da für dich. Und ich gehe nicht weg. Ich bleibe bei dir.
Janina Crocoll