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Wenn ich erzähle, welches Ehrenamt ich ausübe, wird oft gesagt: „Es ist toll, aber ich könnte es nicht.“ Dieser Satz beschäftigt uns ehrenamtliche Mitarbeitenden sehr.

Was verbirgt sich dahinter? Ich kann nur versuchen, es zu interpretieren. Die Menschen denken sofort an den Akt „der Tod“; und dieser ruft Ängste hervor. Ich muss sagen, dass der Tod seinen Schrecken bei mir nicht verloren hat. Aber ich versuche, mich mit meinem eigenen Tod auseinanderzusetzen.

In unserer Gesellschaft wird eher darüber nachgedacht, was verbessert werden kann; es soll nach oben und nicht nach unten gehen, also wird nicht über das Ende vom Leben gesprochen.

Noch ein anderer Punkt: Jeder Mensch ist anders, wählt seinen eigenen Weg. Und das ist gut so. Aber es ist natürlich nicht immer für andere so gut verständlich oder leicht zu akzeptieren.

All diese Punkte verdrängen die Tatsache, dass der Weg bis zum Tod lang sein kann, und es bis zum Schluss „Leben“ ist. Dieses Leben sollte so gut wie möglich gestaltet werden. Dafür ist es notwendig, sich mit den Gegebenheiten zu konfrontieren, anzuerkennen, dass das Leben endlich ist und Anpassungen bedarf. Die kranken und/oder alten Menschen brauchen stille Begleiterinnen und Begleiter, um sich an die neuen Gegebenheiten anzupassen. Wer krank ist, hört auch anders; es ist wichtig, die Ressourcen vom Gast zu finden und zu verstehen.

Ein anderer Punkt, der für mich wesentlich ist: Im Zentrum der Hospizbewegung stehen die Würde des Menschen am Lebensende und der Erhalt größtmöglicher Autonomie. Die Menschen in dieser sehr eingeschränkten Lebensphase wünschen sich eine vertrauensvolle, würdige Begleitung. Egal, was wir im Leben gemacht haben, wir werden alle sterben. Wir werden uns alle eine gute Betreuung wünschen. Daher sollten wir uns mit dem Thema der Sterbebegleitung befassen.

Dieses Ehrenamt zwingt mich zur Auseinandersetzung mit meinem eigenen Tod; auch mein Leben ist begrenzt! Aber ich bin mir dieser Tatsache bewusst geworden. Dieser Gedanke erleichtert es, seine Lebenszeit zu nutzen. Ich bin der Meinung, dass mein Leben viel intensiver wird. Ich bin durch dieses Thema nicht trauriger geworden, im Gegenteil. Wir haben regelmäßig Treffen mit unseren Koordinatorinnen und ab und an auch mit dem Pflegepersonal: Ich erlebe jedes Mal so viel Freude und Miteinander. Warum? Weil es hier nicht um den Tod geht, sondern um das Leben bis zuletzt!

Ja, es ist anstrengend, weil jeder Mensch anders ist und wir gemeinsam herausfinden müssen, was er noch kann und was nicht mehr, weil es sich aber auch jeden Tag ändern kann und ändern wird und weil es uns mit unseren eigenen Ängsten konfrontiert. Aber anstatt zu sehen, was der Mensch nicht mehr kann, lässt er uns sehen, was er noch kann. Es ist Leben bis zum Schluss. Das verdient jeder von uns.

Im nächsten Artikel werde ich berichten, was diese Tätigkeit mit meiner Person macht, wie ich damit umgehe, wie ich Kraft tanke und mich vor Überforderung schütze.

Ich freue mich, wenn Sie beim nächsten Artikel wieder dabei sind.

Ihre Magali Kaske

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Zur Person

Ich möchte mich gerne vorstellen: Ich bin Magali Kaske und ehrenamtlich im Diakonie Hospiz Wannsee tätig. Hauptamtlich arbeite ich bei der Deutschen Telekom Healthcare Solutions und wollte auch dort Hospizarbeit bekannter machen. Über  vier Wochen habe ich jede Woche einen Artikel in meinem Blog gepostet und viele wertschätzende und interessierte Rückmeldungen erhalten. An dieser Stelle möchte ich meine kleinen Artikel auch gerne mit Ihnen teilen und erzählen, was mein Ehrenamt für mich bedeutet.