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Zur Person

Ich möchte mich gerne vorstellen: Ich bin Magali Kaske und ehrenamtlich im Diakonie Hospiz Wannsee tätig. Hauptamtlich arbeite ich bei der Deutschen Telekom Healthcare Solutions und wollte auch dort Hospizarbeit bekannter machen. Über  vier Wochen habe ich jede Woche einen Artikel in meinem BLOG gepostet und viele wertschätzende und interessierte Rückmeldungen erhalten. An dieser Stelle möchte ich meine kleinen Artikel auch gerne mit Ihnen teilen und erzählen, was mein Ehrenamt für mich bedeutet. 

Kaffeerunde auf der Palliativstation

Diese Woche beginne ich mit einem Beispiel einer Begleitung auf der Palliativstation in einem Krankenhaus in Berlin.

Das Krankenhaus, in dem meine Einsätze stattfinden, hat eine Palliativstation mit 12 Betten. Dort erfahren die Patientinnen und Patienten eine ganzheitliche Begleitung: körperlich, psychisch, sozial und spirituell. Einer der wesentlichen Grundpfeiler der Hospizarbeit besteht im ehrenamtlichen, freiwilligen Engagement der Zivilgesellschaft. Ich gehöre dazu!

Vor einigen Jahren hat eine Koordinatorin die Kaffeerunde eingeführt. Jeden Nachmittag kommen ein oder zwei Ehrenamtliche auf die Station: Frischer Kuchen und Kaffee werden den PatientInnen angeboten. Ziel ist, ein Stück Normalität im Alltag zu bringen, die Atmosphäre vom Krankenhausleben zu durchbrechen. Die Patientinnen und Patienten sind zwar krank und schwach, aber sie leben.

Die Kaffeerunde bietet uns Ehrenamtlichen die Chance, mit ihnen ins Gespräch zu kommen.

Die meisten von ihnen freuen sich sehr über diese Begegnung. Wir gehören nicht zur Familie und verhalten uns gegenüber den Wünschen und Vorstellungen der Begleiteten neutral. Wir kommen mit Zeit, ohne Uhr und Smartphone. Wir hören ohne Wertung zu, geben Emotionen und Gefühlen Raum und wehren Ängste nicht ab.

Patientinnen und Patienten haben somit die Chance, Gedanken zu ordnen, wir sorgen für Ruhe in dieser Zeit. Es ist für mich wichtig, im Hintergrund zu bleiben, ohne zu führen. Es geht ums Aushalten, das bewusste Wahrnehmen, ohne zu bewerten. Es kann sein, dass wir über die Vergangenheit sprechen, über berufliche und/oder private Erinnerungen, dass jemand mit Stolz von seinen Lebensleistungen berichtet. Es kann aber auch sein, dass noch ein wichtiges Treffen bevorsteht, bei dem noch viele Fragen offen sind und die Gedanken noch strukturiert werden sollen. Wir bleiben im Zimmer oder ich schiebe den Rollstuhl in den Garten oder sogar das Bett, wenn das Sitzen im Rollstuhl nicht mehr geht.

Egal ob ich mit einem ehemaligen Geschäftsführer, einem Obdachlosen, einer ehemaligen Verkäuferin spreche, ob jung oder alt – es sind Menschen, die sich in einer ähnlichen Situation befinden: Sie sind schwerstkrank und nähern sich ihrem Lebensende. ABER SIE LEBEN. Dieses „Leben bis zuletzt“ möchte ich ermöglichen und die Menschen dabei bestmöglich begleiten.

Es ist jedes Mal eine neue Herausforderung für mich: Bei der Kaffeerunde sehe ich die Gäste meistens nur ein bis zwei Mal. Damit ein gutes Gespräch zustande kommt, muss ich schnell einen vertrauensvollen, wertschätzenden und authentischen Kontakt herstellen.

Diese Zeit ist für mich immer sehr emotional und intensiv, egal welche Situation ich hatte. Ich muss hier Noreen Chaan, eine Palliativpflegerin aus Singapur zitieren: „Es ist ein Privileg die Menschen, die im Sterben liegen, begleiten zu können. Patienten und Patientinnen gewähren uns tiefe und intime Einsicht in ihr Leben“. Ich erzähle oft meinen hauptamtlichen Koordinatorinnen, dass mich diese Einsätze nach einer Arbeitswoche wieder erden!

Im nächsten Artikel werde ich darüber berichten, warum ich der Meinung bin, dass dieses Thema JEDEN von uns betrifft.

Ich freue mich, wenn Sie beim nächsten Artikel wieder dabei sind.

Ihre Magali Kaske

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