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Pastorin Nicole Witzemann ist seit September Seelsorgerin im Diakonie Hospiz Wannsee. Im Interview erzählt sie, wie sie zur Hospizarbeit gefunden hat, welcher jesuanische Gedanke sie in ihrer Arbeit leitet und warum Zeit, Vertrauen und Kommunikation auch ohne Worte in der Seelsorge wichtig sind.


Frau Witzemann, warum haben Sie sich für ein Hospiz als Arbeitsort entschieden und warum für das Diakonie Hospiz Wannsee?
Die Pastorin der Baptisten Schöneberg wusste, dass das Hospiz jemanden für die Seelsorge sucht und hat mich angesprochen, ob ich mir das vorstellen könnte. Da ich gerade einen Klinische Seelsorge Kurs abgeschlossen hatte und ursprünglich selbst aus der Pflege komme, hat es mich interessiert, mehr über die seelsorgerliche Arbeit in einem Hospiz zu erfahren. Ich habe dann im Diakonie Hospiz Wannsee hospitiert, bin mit der Pflege mitgelaufen, habe das Haus, die Gäste und die Mitarbeitenden erlebt. Diese den Menschen zugewandte Begleitung, die den letzten Tagen mehr Leben geben will, hat mich überzeugt. Mich hat gereizt, Menschen im letzten Abschnitt ihres Lebens begleiten zu dürfen, mir viel Zeit für sie nehmen zu können und dabei der Frage nachzugehen, was am Ende des Lebens noch gelebt werden will und was losgelassen werden muss.


Was sind Ihre Aufgaben im Hospiz?
Meine Aufgabe ist die seelsorgerliche Begleitung von Gästen, Angehörigen und Mitarbeitenden im stationären Hospiz, wo sie gewünscht ist. Dazu gehört auch die Möglichkeit, miteinander zu beten, eine Andacht zu halten oder den Menschen den Segen Gottes zuzusprechen. Es ist wichtig, dieses Angebot auch für die Mitarbeitenden zu machen, weil der Beruf der Pflege gerade in einem Hospiz emotional auch belastend sein kann. Auch die Trauerbegleitung soll künftig eine Rolle spielen.


Welche Erfahrungen bringen Sie dafür mit? Welche Rolle haben die Themen Tod, Sterben und Trauer dabei gespielt?
Als Gemeindepastorin begleite ich viele schwer kranke, sterbende und trauernde Menschen. Ich werde auch weiterhin mit einer halben Stelle als Pastorin einer Mennoniten-Gemeinde arbeiten. In der Ausbildung zur Klinischen Seelsorge konnte ich meine Kenntnisse vertiefen und neue Impulse für die seelsorgerliche Begleitung gewinnen. Auch meine Erfahrung aus meinem ersten Beruf als Krankenschwester empfinde ich als hilfreich. Ich habe eine Vorstellung davon, was es heißt, in der Pflege zu arbeiten, und ich brauche keine Übersetzung, wenn es um Krankheitsbilder geht und was diese für die Betroffenen und die Pflege bedeuten können.


Was bedeutet für Sie gute Seelsorge?
Gute Seelsorge ist für mich Wegbegleitung, eine Strecke mit einem Menschen mitzugehen, von seiner Situation auszugehen. Ich kann keine fertigen Ratschläge geben oder sagen, was für jemand anderes gut ist. Ich kann als Gegenüber da sein und den anderen ernst nehmen. Mich leitet dabei der jesuanische Gedanke: Was willst du, was ich dir tue?

Seelsorge heißt, Zeit mitzubringen und Vertrauen aufzubauen, um nach und nach auch schwere Themen ansprechen zu können. Manchen fällt es körperlich sehr schwer, sich noch zu artikulieren. Dann ist es wichtig, ihnen die Zeit zu geben, die sie brauchen, um Dinge, die sie noch loswerden wollen, aussprechen zu können. Gute Seelsorge findet gemeinsam mit dem Gegenüber hilfreiche Formen und Wege. Manchmal auch ohne Worte.

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